Passend zu ihrem Charakter erblickte die junge Frau an einem sonnigen ersten April Tag das Licht der Welt. Freudig wurde sie von ihrer kleinen Großfamilie erwartet. Stolz hielt jeder ihrer vier älteren Brüder sie im Arm und alle Männer ihrer Familie waren sich einig, dass dieses kleine Mädchen ihre Prinzessin werden würde. Sie würden sie verhätscheln bis zum geht nicht mehr. Ein Blick der ganzen Männer im Hause und dieser stille Packt war beschlossene Sache.
Was die männlichen Scotts der Familie nicht bedacht hatten war, dass Annabeth durch so viele Männer im Haus sich einige Sachen abgeschaut hatte. Durch das verhätscheln oben drauf wurde sie schnell verzogen und frech. So hielt sie die ganze Familie auf Trapp. Ab dem Moment wo sie Laufen konnte, spielte sie ihren Brüdern Streiche, stiftete Chaos und wenn sie am Ende der Schuld bezichtigt wurde, fing sie lauthals und herzzerreißend an zu weinen, wodurch sie niemals Ärger bekam. Ihr hart antrainierter Welpenblick führte dazu, dass sie alles bekam, was ihr Herz begehrte. Falls dies doch nicht der Fall war, wurde sie unliebsam. Knallrot lief ihr Kopf an, wütend wurde mit dem Fuß aufgestampft und wüste Beschimpfungen durch die Gegend geschrien. Da ihre Brüder nicht sparsam mit Beleidigungen untereinander waren, hatte sie eine weite Bandbreite von Wörtern, die sie in so einem Wutanfall nutzen konnte. Nicht selten kam es vor, dass Passanten ihre Familie schräg ansah, da ein kleines, süßes Mädchen die Männer der Familie mit dem Vokabular eines alten Seemannes zusammenfaltete.

Als Anna in die Pupertät kam, hatte sie gelernt ihre Wutanfälle etwas zurückzuschrauben und stattdessen ihr Aussehen für ihren Willen zu benutzen. Da sie anders als ihre Geschwister ziemlich kurz geraten war - sie war selbst nach dem Wachstumsschub, der bei ihr ziemlich spärlich ausgefallen war, mindestens einen Kopf kleiner als der kleinste der Brüder - sah sie mit ihren 1,65 Centimetern genauso süß aus wie in ihren Prinzessinenkleidern von früher. Ihre hellblauen, großen Augen taten ihr übriges, sodass sie schnell in der Highschool Freunde gefunden hatte, die ihr aus der Hand gefressen hatten. Unter ihren Schulfreunden waren jedoch niemals Mädchen vertreten, da sie mit diesen nur schwer umgehen konnte, zu sehr war sie Männer gewohnt.

Dadurch das sie ab der vierten Klasse in die Werkstatt ihres Vater mitgenommen wurde, da alle ihre Brüder dieses Handwerk lernen sollten und sie nicht alleine Zuhause bleiben konnte, musste sie sich vor Ort selbst beschäftigen. Entweder wurde sie in der Zeit von Kunden bespaßt, die sich gerne um das kleine Mädchen in ihrer Wartezeit gekümmert haben, oder sie malte fröhlich vor sich hin. Schnell wurde der Zeitvertreib zu einem Hobby und schlussendlich zu ihrer Berufung.
Als sie 14 Jahre geworden war, fand sie einen Aushang in der Schule, der auf eine Mittelalterkonvention hinwies. Anna krallte sich diesen, da sie schon immer dieses Zeitalter faszinieren gefunden hatte und ging kurzerhand dorthin. Ab dem Moment war es um sie geschehen und sie ging fast jeden Monat auf eine dieser Konvention's. Ihr ganzes Taschengeld ging für Mittelalter-Kleider drauf, aber auch für Malutensilien. Über die Jahre arbeitete sie sich sogar von dem Stand eines Jägers hoch zu einer Prinzessin, die sie eigentlich schon immer durch ihre Familie war. In der Schule freundete sie sich mit anderen Konventionmitgliedern an und ließ sich immer wieder in deren Club blicken. Ihre anderen Freunde, allesamt Sportler aus verschiedenen Sportclubs, sahen sie schief an, weshalb sie sich nun mit diesen Nerd abhielt. Doch irgendwann akzeptierten sie ihre Entscheidung ohne dass sie die Freundschaft zu ihr kappten. Teilweise lag es sogar daran, dass sie es ziemlich cool fanden, dass Anna auf diesen Konvention's gelernt hatte mit einer mittelalterlichen Waffe - Pfeil und Bogen - umzugehen.

Über die Jahre vertrieb ihr Vater mit seinem Willen, dass die ganzen Männer der Hauses irgendwann in der Werkstatt arbeiten sollten, alle ihre Brüder, sodass sie alleine mit ihrem Vater und ihrer Mutter in dem großen Haus fest saß. Doch die Stimmung war am Boden, weswegen auch Annabeth schnell ihre sieben Sachen - gefühlte fünfhundert Kleider und abertausende von Zeichenblöcken, Stiften, Pinseln und sonstigen - packte und zu einem ihrer Brüder zog, der sich in der Nähe ein drei-Zimmer-Apartment gemietet hatte. Um ihm nicht zur Last zu fallen, jobbte sie Nebenbei auf Mittelalter-Märkten und lernte da einige Handarbeiten im groben kennen, wie Lederpflege, Seilknüpfen, Schnitzen. Aber auch das Ausnehmen von Tieren und das Häuten von diesen um an das Fell zu kommen, hatte sie nicht abgeschreckt. Nur das Kochen wollte einfach überhaupt nicht klappen, da sie sich durchgehend selbst schnitt, Sachen anbraten lies, da sie in Gedanken woanders war oder sie, wie ziemlich oft, Pech hatte und der Deckel von Salz oder Pfeffer ihr abfiel.

Ein halbes Jahr nachdem sie ausgezogen war, schloss sie die Schule ab und schrieb sich in der Universität ein. Ihre Fächer waren Kunst, Kunstgeschichte und alles rund um das Mittelalter. So konnte sie ihre liebsten Beschäftigungen zum Beruf machen und ihr rein auf Bilder bezogenes photografisches Gedächtnis in Kombination mit dem jahrelangen Zeichnen ermöglichte ihr es ein Stipendium zu ergattern, ohne welches sie die Universität nicht besuchen konnte, da dies zu kosten spielig für sie und ihre Familie gewesen wäre.
Doch lange konnte sie nicht dort studieren, da als sie 19 Jahre alt war, die Seuche ausbrach und ihre komplette Welt über den Haufen warf.

Zu Beginn des Seuchenausbruchs war Annabeth auf einer Konvention. Dort waren Handys zwar verboten, doch trotzdem sickerte schnell die Information über die Untoten durch, die alle als blöden Scherz abtaten. Als dann auch noch Beißer auf das Gelände liefen, dachten alle da erlaubte sich Zombie-Film-Liebhaber einen Scherz und starteten eine ungeplante Cross-Over-Konvention. Doch schnell wurde allen klar, dass die Gerüchte über die Untoten Menschenfresser stimmten, nachdem diese unbarmherzig jeden angriffen und bissen, der ihnen über den Weg lief. Anna schaltete schnell und schnappte sich Pfeil und Bogen, sowie einen Dolche und verschwand in den nahegelgten Wald. Zwei Tage plagten sie blutige Bilder, die immer wieder vor ihrem inneren Auge auftauchten, so als würde es sich in dem Moment erneut vor ihren Augen abspielen. Durch diesen Umstand und der Angst einem der Beißer zu begegnen, schlief sie zwei Tage so gut wie gar nicht, bevor der Hunger sie zurück in das Lager der Konvention trieb. Was sie dort erwartete war das reinste Blutbad, aber kaum ein Untoter. Nur vereinzelt wankten sie durch die Gegend oder waren noch damit beschäftigt Anna's ehemaligen Freunde zu essen. Nachdem sie erstmal ihren kompletten Mageninhalt den Toten gezeigt hatte, sammelte sie sich eine kleine Ausrüstung zusammen, die für sie überlebenswichtig war. So tauschte sie in einem sicheren Zelt ihr Prinzessinenkleid gegen eine dicke Jäger-Lederrüstung, durch die die Beißer so gut wie gar nicht hindurchbeißen konnten, anschließend suchte sie sich etwas zu Essen und Trinken und verschwand dann von dort.

Fast einen halben Monat brauchte die Brünette um zurück nach Atlanta zu kommen. Selbst wenn sie ein Auto gehabt hätte und fahren könnte, hätte sie schnell bemerkt, dass sie Straßen durch zurückgelassene Autos kaum mehr befahrbar waren. In Atlanta angekommen, rutschte ihr Herz in die Hose bei dem Anblick an die vielen Beißer, doch durch viele kleine Nebenstraßen, Gärten und sogar Hausdächer, kam sie in ihrer Wohnung an. Doch ihr Bruder war nicht dort. Nach ihrer ersten Nacht in einem Bett nach dem Ausbruch der Seuche, suchte sie Stück für Stück die Wohnungen ihrer restlichen Familie auf, aber niergendwo fand sie jemanden. Außer im Haus ihrer Eltern. John und Lilian Scott lagen mit einem Kopfschuss, aber deutlich verwandelt, nebeneinander im Wohnzimmer auf den Boden.
Annabeths Hoffnung jemanden ihrer Familie jemals wiederzusehen, war ziemlich gering, doch sie hatte noch eine Anlaufstelle, wohin sie jedoch fast einen Monat brauchte. Fort Benning. Ein Bruder von ihr war Soldat und war dort stationiert.
Doch auch dort hatten die Untoten alles überlaufen und zerstört. Dort sackte sie erstmal zusammen, denn nun glaubte sie die einzige ihrer Familie zu sein und nie wieder jemanden von ihnen wiederzusehen. Ihre letzte Hoffnung war ihr geraubt worden.

Obwohl sie nun kein konkretes Ziel mehr vor Augen hatte, wollte sie nicht aufgeben und die Untoten gewinnen lassen. Langsam schlich sich der Gedanke in ihren Kopf, dass sie die einzige Überlebende war, wie in diesen Zombie-Horrorfilmen, die sie früher immer so gehasst hatte. Aus diesem Grund freute sie sich, als sie endlich jemand lebendigen über den Weg lief. Sie war inzwischen in der Nähe von Chicago in einem kleinen Dorf, hatte wie fast jeden Tag Hunger und Durst, hatte ihre Stimme seit dem Ausbruch der Seuche nicht mehr genutzt und keine Dusche seit der Wohnung ihres Bruders und ihr von innen gesehen.
Dass der Mann, den sie erleichtert entgegenschritt, keine guten Absichten im Kopf hatte, damit rechnete sie nicht. Sie dachte, dass er sich sicherlich ebenfalls über Gesellschaft freute, da es anscheinend fast gar keine Menschen mehr gab. Als sie bei ihm ankam, schlug er sie nieder und wollte sich an ihr vergehen. Ein weiterer Mann, den sie für ihr Leben lang dankbar sein würde, rette ihr den Arsch, indem er den Perversen niederschoss.
Dies war der Moment in dem sie Negan kennenlernte und sich auch gleich den Saviors anschloss. Menschen, die jemanden vor einer Vergewaltigung retteten, konnten schließlich keine schlechte Menschen sein.
Über die Jahre wechselte sie von einem Außenposten zum anderen, arbeitete dort als Soldier und verdiente sich zusätzliche Punkte durch Phantombilder für Familie, die gerne eine Erinnerung an verstorbene oder vermisste haben wollten. Irgendwann ließ sie sich noch eine Tattoowiermaschiene anschaffen und stoch ab dem Moment den Saviors die Tinte unter die Haut.
Jedoch war ihr Leben erst durch das Kingdom wieder vollständig. Als sie das erste Mal dort war, um mit anderen Saviors eine Ration Essen abzuholen, verliebte sie sich augenblicklich in den Ort, der durch Ezekiel mittelalterlich angehaucht war. Sofort meldete sie sich bei ihrem Lieutenant und fragte an, ob sie nicht für die Kommunikation zwischen den beiden Kolonien zuständig sein konnte.